Dieser Bericht stammt von der Tierschützerin Taskali (Dies ist der Nickname, den sie in Katzenforen verwendet.).

Sie hat sich darauf spezialisiert, scheue Mietzen aufzunehmen und sie in liebevoller Gewöhnung an den Menschen auf eine Vermittlung in ein schönes Zuhause vorzubereiten.

2019 hat Taskali ihre Erlebnisse, Erfahrungen und Kenntnisse in einem Buch veröffentlicht.

"Niemandskatzen" sind wahre Geschichten, spannend, berührend und mitfühlend geschrieben.

Das Buch ist in vielen Buchhandlungen erhältlich und wirklich lesenswert.

Neue Katze aussuchen- Kopf oder Herz?

Mit diesem Spruch "die Katze sucht sich ihren Menschen aus" hab ich immer so ein bißchen ein Problem. Klar sollte es von beiden Seiten aus passen und sich "richtig" anfühlen, aber das ist was anderes als das "die Katze die zu mir kommt, die will mich auch". Das ist total vermenschlicht gedacht, denn rein real betrachtet ist die Katze die ankommt schlicht Menschenbezogener was fremde Menschen betrifft, als die, die nicht ankommt.

 

Wenn man als Fremder bei mir in den Katzenraum kommt, bekommt man in der Regel dieses Bild zu sehen:

Und wenn man dann mit der Hand reingehen würde, würden unisono alle fauchen und einige auch hauen. Bleibt man dann länger im Raum, dann dösen sie in ihren Verstecken vielleicht weg - aber viel mehr wird nicht passieren. Kaum ist der Besuch weg, reckt und streckt sich das ganze Volk und wird wieder sichtbar und munter. Wenn man also nach dem Spruch des selbstaussuchens geht, dann würden diese Katzen niemals ein Zuhause bekommen, denn sie würden sich keinen Menschen selbst aussuchen...

 

Dagegen aber Katzen wie meine im letzten Herbst verstorbene Mietz Tabby, die zu jedem auch auf der Straße hingegangen ist und sich ihm an den Hals geschmissen hat, die wäre in einem TH keine Stunde, denn der erste der in den Raum kommen würde, würde denken "sie hat MICH ausgewählt" *Hust - und die 100 nächsten die kommen würde hätte sie aber auch auserwählt.... ;)

 

Tja - wonach sollte man gehen beim aussuchen...

In erster Linie nach Kriterien, die einem Wichtig sind, damit das neue Mietz auch ins Leben passt.

 

z.B.: habe ich kleine Kinder, oder vor, demnächst eine Familienplanung zu starten, wären scheue oder traumatisierte Katzen fehl am Platz, habe ich nen Hund wäre es günstig, wenn die Katze schon Hunde kennt oder zumindest zu erwarten ist, daß sie sich gut mit Hunden anfreunden kann.

Bin ich eher ein ruhiger Mensch und mags lieber gern gemütlich und dekoriere meine Wohnung gern, dann sollte ich die Finger von Kitten lassen und mich lieber in der Seniorenabteilung umschauen.

Mag ich dagegen gern Trubel um mich und schmunzle über den Unsinn, den son Jungvolk so treibt statt mich drüber zu ärgern, dann auf zu den Kitten.

Bin ich jemand, der Geduld hat und es spannend und interessant findet sich die Zuneigung eines Wesens Stück für Stück zu erarbeiten, dann ist ne Scheumietz bei mir richtig - bin ich aber nen Mensch, der sein Mietz gern betüddelt und fühlle mich schnell innerlich persönlich abgelehnt, wenn mein Tier nichts mit mir zu tun haben will, dann lieber die Finger von den Scheumietzen lassen und tatsächlich die Mietz nehmen, die auf mich zukommt. Usw.

Das Aussuchen der passenden Mietz hat ganz viel auch mit mir selbst zu tun. Bevor man die Mietzen auswählt sollte man sich darüber klar werden, wer man selbst ist und wie man sich das Zusammenleben vorstellt - und dann danach die Mietz auswählen.

Zurück zum Beispiel meiner verstorbenen Mietz Tabby: Tabby ging nicht nur auf der Straße zu jedem Fremden hin, sondern ging auch in jedes fremde Haus, legte sich dort auf die Couch und fragte, was es zu futtern gibt. So toll wie ihre unglaubliche Menschenliebe war, so schwierig war das aber auch, denn eine Tabby hat man nie allein gehabt, sie hatte immer neben mir noch Zweitzuhauses - das war etwas, womit man als Besitzerin auch umgehen können mußte.

Und das meine ich: Was nützt es, wenn man sich für eine Mietz wie Tabby entscheidet, WEIL sie so anhänglich ist, dann aber mit der Kehrseite der Medaille nicht umgehen kann? Dann wäre eine etwas schüchternere Mietz besser, die wirklich nur ihrem Besitzer gegenüber so anhänglich ist, dafür aber zu beginn ein paar Tage Anlaufzeit unter der Couch gebraucht hat.

Man muß sich überlegen: wer bin ich? Was will ich? Und wie stelle ich mir das Zusammenleben vor? Und danach dann die richtige Mietz(en) auswählen - und dabei nicht (nur) die erste Zeit im Blick haben - denn die Eingewöhnungszeit sind nur ein paar Wochen von hoffentlich vielen Jahren - sondern auch in die Zukunft schauen.

Und der Rest ist dann Bauchgefühl und Optik.